Marens Jahresbericht 2021

:.: Geschrieben von Maren Kochta :.:

Marens Jahresbericht 2021

Moin!

Ich bin Maren, 41 Jahre alt, Ex-Raucher, Ex-Couchpotatoe, Ex-Unsportlich, Ex-Übergewichtig ... 2021 war mein erstes Triathlon Jahr mit Wettkämpfen. Und mein 2. Jahr mit Bewegung (swim ,bike, run) überhaupt!

Hier sind einige Mitglieder im Verein, die sind schon jahrelang dabei. Die warten mit Siegen, Platzierungen und jeder Menge Teilnahmen an unterschiedlichen Wettkämpfen im Ausdauersport auf. Das ist absolut bemerkenswert, das sind großartige Leistungen! Respekt und Hut ab! Das kann ich nicht.

Aber ich kann, und deswegen schreibe ich das hier, ich kann sagen, dass jeder Schwimmen, Radfahren und Laufen kann. Jeder kann sich bewegen! (Gesundheitscheck-up vorausgesetzt!)

Ich schreibe hier, für die, die, wie ich vor 2 Jahren, über die Google-Suche "Triathlon Verden" auf dieser Seite landen.

Ich war unsportlich, mein Leben lang. In der Schule als letzte in die Mannschaften gewählt, als unsportliches, moppeliges Kind abgestempelt habe ich mich mit diesem Selbstbild arrangiert. Ich glaube so wie mir geht es vielen, das ist schade, denn jetzt weiß ich wieviel Spaß Sport und Bewegung macht. Und wie es einen nicht nur physisch sondern auch psychisch verändert.

Im August 2019 habe ich von einem Arzt Physiotermine verschreiben bekommen. Hier gab es denn nun ein paar "Sprüche", denn der Physiotherapeut hatte schon einige Langdistanzen absolviert. Aber diese Sprüche fielen bei mir offenbar auf fruchtbaren Boden, haben mich wohl doch etwas angestachelt. Also dachte ich mir, kannst du ja mal schwimmen gehen. Als Kind bin ich gerne geschwommen. Der einzige Sport bei dem ich geblieben wäre, hätte es vom damaligen Schwimmverein eine positive Bestärkung gegeben. Ich konnte ganz gut Brustschwimmen und auch tauchen ist mir nicht schwer gefallen. Im Wasser ist man leichter und es heißt ja immer das wäre so ein gesunder Sport. Beim ersten Versuch im August 2019 schwamm neben mir eine Frau, etwa in meinem Alter, schlank, und sie kraulte scheinbar mühelos Bahn um Bahn an mir vorbei und lächelte. Also hab ich das Kraulen probiert, nach 25m war ich fix und fertig und völlig außer Atem. Habe es trotzdem noch ein paar Mal versucht. Ich glaube der erste wirklich entscheidende Moment war, als ich irgendwann entschied, nach 25m nicht anzuhalten, sondern mich abzustoßen und weiter zu schwimmen, und die Erkenntnis dass ich dabei nicht gestorben bin. Stolz wie Bolle die ersten 100m am Stück gekrault! Anschließend habe ich mich gefragt, wieviel Bahnen bin ich jetzt eigentlich geschwommen ... so kam die Garmin vioactive 3 an mein Handgelenk. Eine Uhr die meine Bahnen zählte und mir sagte wie schnell bzw. langsam ich war. Ein bisschen stolz gewesen dass nach 3 weiteren Schwimmeinheiten die Durchschnittsgeschwindigkeit schon minimal schneller wurde.

Dummerweise konnte man mit der Uhr noch viel mehr machen, und über die Garmin Connect App die Leistungen speichern, verfolgen, analysieren. Keine Ahnung warum, aber dann bin ich halt mal gelaufen ... eine halbe Stunde run-walk-run, 3,5 km, völlig am Limit, außer Atem, dem Tode näher als dem Leben.

Auch hier gab es den einen Moment, weiterlaufen, nicht gehen jetzt, langsam weiterlaufen, weiter atmen, und der Körper hat sich dem Willen gebeugt.

Im Urlaub auf Rügen im September hatte ich dann eine irre Idee: Wie wäre es zu laufen "ohne" vorher eine Zigarette zu rauchen??? Probiert und für gut befunden : Also das Buch "Endlich Nichtraucher" von Allen Carr aufs Tablett geladen und gedacht, wird schon schiefgehen. 2 Tage später die letzte Zigarette geraucht (am 11.09.2019). Am 03.10.2019 bin ich 5,3km gelaufen in 39 Minuten! Ich war völlig fasziniert von dem was möglich war, wie viel Spaß es macht, wir gut es tut. Wie wohl man sich fühlt nach dem Laufen bzw. schwimmen.

Eigentlich hätte man es dabei belassen können, aber warum auch immer, habe ich mich anstacheln lassen (auch hier wieder viele Grüße an den netten Physiotherapeuten). Im Nachhinein kann er es nur ironisch gemeint haben und war vielleicht selbst etwas "entsetzt" dass ich es wirklich getan habe, aber nun steckte er "mit drin" ...

Am 21.10.2019 bin ich das erste Mal 10km gelaufen, in einer Stunde und 11 Minuten, 5 Wochen später, am 30.11.2019 habe ich mich für meinen ersten Triathlon angemeldet, Hannover Maschsee am 19.07.2020. Natürlich gleich eine Olympische Distanz (1500m schwimmen, 40km Rad und 10km Laufen) Wie blöd kann man sein??? Und ich hatte noch nicht mal ein Rennrad.

Aber durch das nun gesetzte Ziel und das bezahlte Startgeld hab ich weitergemacht! 2020 fiel natürlich alles aus bekannten Gründen aus. Ende 2020 habe ich mir dann eine Trainerin zur Hilfe geholt, weil ich ja immer noch keine kleinen Brötchen backen wollte und mich für den 29.08.2021 zu eine Halbdistanz in Duisburg angemeldet habe (1900m Schwimmen, 90km Rad und 21km Laufen).

Vorab, am 29.06.2021 habe ich meinen ersten (offiziellen) Triathlon Wettkampf in Uelzen bestritten, diesmal die 2020 ausgefallene Olympische Distanz. Ein heißer Tag, ein schöner Wettkampf zum Einstieg in die Szene. Mit meinem Ergebnis war ich sehr zufrieden.

Das weitere Training war gut und der Wettkampf in Duisburg lief, entgegen meiner Erwartungen, absolut gigantisch. Ich konnte die 1900m im Wasser in 00:43:35 schwimmen, die 90km auf dem Rad (und im strömendem Regen) in 03:04:58 fahren und meinen (bis dahin schnellsten) Halbmarathon laufen, in 02:11:47. Insgesamt inkl. der Wechselzeiten war ich also 6 Stunden 15 Minuten und 6 Sekunden unterwegs und mega stolz auf mich!

Zum Abschluss dieser Saison habe ich dann am 03.10.2021 in Bremen meinen ersten Marathon absolviert, auch hier in einer für mich nicht erwarteten Zeit, in 04:34:10 :. (an dieser Stelle liebe und dankbare Grüße an die Pacemaker :) Was aber viel entscheidender ist, nach allen drei Wettkämpfen war ich nicht tagelang platt und "außer Gefecht gesetzt", klar, der Tag direkt danach, da tun die Beine schon weh, aber am 2. Tag war es ok und auszuhalten, aber am 3. Tag war es quasi vergessen. Und bereit für neue Schandtaten, auch für 2022 sind bereits Wettkämpfe gebucht.

Aber, Triathlon ist mehr als Wettkämpfe, Meisterschaften, Ironman, ...!

Jan Frodeno (neben vielen anderen Titeln Ironman World Championships 2015, 2016 und 2019) sagte mal: "Ich lebe für die Tage, an denen mich niemand sieht." Und das sind die meisten Tage im Jahr! Und das ist es was Triathlon (zumindest für mich) mittlerweile ausmacht: Lange Radausfahrten im heißen Sommer, allein oder in Gruppen, zu Hause vor der Tür die "Hausrunde" oder neue Gebiete erkunden, mit Höhenmetern und Gegenwind, und natürlich, manchmal auch im Regen.

Laufen zu jedem Wetter, mit eisigen Händen im Winter, mit Stirnlampe am frühen Morgen, zum Sonnenuntergang am Abend im Sommer, im Wechsel der Jahreszeiten, in Schweiß gebadet, Intervalle bis an die Kotzgrenze. Chlorgeruch im Schwimmbad und das monotone Bahnanziehen, die Einheiten, die einen quälen, an die eigenen Grenzen und darüber hinaus bringen, die Einheiten, zu Hause "auf der Rolle", mental langweilig aber körperlich anstrengend, die Materialschlachten (über Neoprenanzug und Schwimmbrille bis zu Rennrad, Zeitfahrrad und Rollentrainer) und das damit auseinandersetzten (Radpflege, Reifenwechsel, Fachausdrücke), die Regenrationswochen und Ruhetage, die einzuhalten auch nicht immer leicht ist, die ungeliebten Athletikübungen mit dem dann doch angenehmen Gefühl im Anschluss es getan zu haben (inkl. dem befriedigenden Ziehen in den Muskeln), jede Woche, jeden Tag, mit System und Struktur zu trainieren, um Über- und Unterforderung zu vermeiden, die gelaufenen, gefahrenen und geschwommene Kilometer am Ende des Jahres in sozialen Netzwerken posten :, das alles und noch so viel mehr ist für mich Triathlon!

Wettkämpfe sind die Kirsche auf der Torte! Das Feeling, die Atmosphäre, das Adrenalin, die Zuschauer, die Musik und Lautsprecheransagen, die Anspannung vor dem Sprung ins Wasser, die Distanzen sind im Training einfach nicht zu simulieren und machen die Wettkampftage nochmal zusätzlich zu dem Stolz auf die eigenen Leistungen zu etwas ganz besonderem!

Anbei eins meiner Lieblingsmotivationsvideos, schaut es euch gerne später mal an:

Ich bin sehr froh diesen Sport entdeckt zu haben, auch mit Ende Dreißig noch, und freue mich ihn betreiben zu können. Ich wünsche meinen Mitstreitern und mir weiter gesunde Körper die uns diesen wundervollen Sport ausüben lassen und weiter so viel Spaß dabei!

Bleibt alle gesund!

Eure Maren Kochta


:.: Bilder des Ironman 70.3 in Duisburg :.:

1.) Raus aus dem Wasser, rein in die erste Wechselzone und dann aufs Radl:

Raus aus dem Wasser, rein in die erste Wechselzone und dann aufs Radl

2.) Die Regenschlacht auf dem Radl:

Die Regenschlacht auf dem Radl:

3.) Foto der dritten Disziplin (Halbmarathon):

Foto der dritten Disziplin (Halbmarathon):